Kurze Wege für kurze Beine – SPD bekennt sich zum Grundschulstandort Deutzen

Auf der Sitzung des Kreistages im Landkreis Leipzig im Stadtkulturhaus Borna am Mittwoch, den 18.05.2022 lehnte eine Mehrheit der Kreisrätinnen und Kreisräte die sog. Fortschreibung des Teilschulnetzplanes für die allgemeinbildenden Schulen für die Grundschulen Neukieritzsch und „4 Jahreszeiten“ Deutzen ab. Die Fortschreibung, welche bereits zuvor mehrheitlich (bei Gegenstimmen u.a. des SPD-Gemeinderates und Bürgermeisterkandidaten Thomas Meckel) im Gemeinderat Neukiertzsch beschlossen wurde, hat das Ziel den Schulbezirk der Grundschule Deutzen aufzuheben und ihn dem Grundschulbezirk der Grundschule Neukieritzsch ab dem Schuljahr 2022/2023 zuzuordnen. Die CDU/FDP-Fraktion sowie die LINKE stimmten mehrheitlich für die Fortschreibung. SPD und Grüne stimmten bei Enthaltung vieler Kreisräte der Unabhängigen Wählervereinigung/ Freie Wähler dagegen. Die Entscheidung des Kreistages hat keine bindende Wirkung, sondern ist eher als politische Willensbekundung zu verstehen.
Markkleebergs Oberbürgermeister und Vorsitzender der SPD-Fraktion im Kreistag Karsten Schütze stellte in seinem Redebeitrag vor der Abstimmung im Kreistag die Fragen:
„Was ist gut für unsere Kinder? Und wie stellen wir uns eine ideale Schule vor?“
Wenn es nach dem ehemaligen Lehrer Schütze geht sieht eine Beantwortung wie folgt aus: Die ideale Schule hätte einen wohnortnahen Standort, hätte kleine Klassen, jeder würde an einer kleinen Schule jeden kennen. Individuelle Förderung wäre dadurch möglich. Schulen könnten ihr eigenes pädagogisches Konzept, z.B. den jahrgangsübergreifender Unterricht, wie er in Deutzen betrieben wird, bestimmen. Aus SPD-Sicht würde man in einer idealen Schule länger gemeinsam Lernen, am besten von der 1. bis zur 10. oder 12. Klasse. Erfolgsmodelle anderer Länder könnten kopiert werden und eine Schule solle der kulturelle Mittelpunkt des gesellschaftlichen Lebens im Ort sein.

Auf die rhetorische Frage, warum es solche eine Schule in der sächsischen Realität nicht gebe, gab Schütze selbst die Antwort, dass dies an der „Ökonomisierung der Bildung“ liege. Mindestzügigkeiten werden definiert, genauso wie Mindestklassenstärken. Das Ergebnis von dieser verfehlten Schulpolitik ist, dass in den letzten Jahren wahre „Bildungsfabriken“ entstanden sind. Auch Gymnasien mit 1.000 Schülern oder Oberschulen mit mehreren hunderten Schülern seien keine Seltenheit mehr. Anonymität, geringere individuelle Förderung und eine frühe Trennung in verschiedene Schulformen widersprechen dem Ideal einer guten Schule aus SPD-Sicht. Die Schüler nehmen durch Schulschließungen und Zusammenlegungen lange Schulwege in Kauf und der Landkreis muss im Gegenzug die Schülerbeförderung subventionieren und eine Kolonne von Privat-PKWs rollen die Kinder in die Schule im nächsten Ort. Kurze Wege für kurze Beine sehe anders aus.
Eine weitere Kritik an die Landespolitik formulierte Schütze in punkto Fördermittel. Kommunen werden zunehmend die Entscheidungshoheit genommen. Die Fördermittel sind definitiv nicht für den Bedarf der wachsenden Schülerzahlen z.B. im Leipziger Umland ausreichend. Nach der völlig überzeichneten Förderrichtlinie Schulische Infrastruktur gibt es lediglich 60 % Landes-Förderung für Schulhausbau und -sanierung. „Warum hat Kita- und Schulbau-Förderung nicht Priorität in Dresden? Was würde Neukieritzsch machen, wenn für beide Grundschul-Standorte Deutzen und Neukieritzsch 90 % Fördermittel geben würde?“, fragte Schütze. 
Stattdessen würde das Land Fördermittel zur Belohnung der Kommunen bei Schulschließungen verteilen, wie derzeit in der Diskussion um den Standort Deutzen. Dort sollen nun Fakten geschaffen werden. Alternativen gibt es auch aus Sicht der SPD in Deutzen mit der Einrichtung einer Oberschule Plus oder gar einer Gemeinschaftsschule. Stattdessen sollte nun auch der Kreistag die Schließung einer Grundschule im ländlichen Raum absegnen. Das Modell des jahrgangsübergreifenden Unterrichts, in das Schulleitung, Lehrkräfte und Elternrat viel Energie und Zeit investiert haben, wird somit begraben.

Die SPD-Fraktion war nicht gewillt diesen Irrsinn mit einem positiven Votum zu begleiten. Daher
stimmte sie gegen die Vorlage, wie zuvor bereits SPD-Bürgermeisterkandidat Thomas Meckel im Neukieritzscher Gemeinderat. Der Ball liegt nun beim Kultus, wie es mit der Schullandschaft in Deutzen weitergeht.
Bereits im Jahr 2019 beschlossen die Delegierten des sächsischen SPD-Landesparteitages in der Parkarena Neukieritzsch sich für den Erhalt des Grundschulstandortes Deutzen einzusetzen und für eine bessere finanzielle Ausstattung der Kommunen im ländlichen Raum einzusetzen. Hier ist der Antragstext.