Kreis-SPD will Kita-Sport ernst nehmen

Man stelle sich Schulanfänger vor, die einen Purzelbaum oder vielleicht sogar eine ordentliche Rolle vorwärts könnten, Armkreisen vorwärts und sogar rückwärts. Zudem einen richtig ausgeführten Hampelmann und vielleicht ebenso noch einen Ball werfen sowie fangen könnten. Was lange Zeit als selbstverständlich galt, muss es in Zeiten von knappen Kassen beim Kita-Bau und kurzsichtigen Kommunalpolitikern nicht immer sein. Bewegungsmangel und motorische Ungeschicktheiten im Kindergartenalter will die SPD im Landkreis nun den Kampf ansagen. Überfüllte Kindersportgruppen, engagierte Kita-Erzieher und manches Elternhaus geben ihr Bestes um dem Herr zu werden, aus Sicht der Sozialdemokraten handele sich aber in der frühkindlichen Bildung zuallererst um eine staatliche Aufgabe. „Damit alle, unabhängig vom Elternhaus gesund aufwachsen können“, so SPD-Bundestagskandidatin und stellvertretende Kreischefin Franziska Mascheck, selbst Mutter von vier Kindern. Daher fordert der Beschluss des Kreisparteitages die Genossen mit SPD-Parteibuch und kommunalen Mandat auf, sich bei Kita-Sanierungen und -neubauten für entsprechende räumliche Voraussetzungen zum angeleiteten Sporttreiben in den Kindergärten einzusetzen. Der zweite frischgewählte Stellvertreter der Kreis-SPD Carlo Hohnstedter, selbst Übungsleiter in der Leichtathletik, macht deutlich, dass ebenfalls der Kita-Sport nicht mehr stiefmütterlich behandelt werden solle und „bei der Planung von Sportstättenkonzepten und Hallenbelegungsplänen endlich mitgedacht werden muss“. Aber auch von der Landesebene wird mehr gefordert. Einerseits bräuchten angehende Erzieher eine bessere sportpädagogische Ausbildung – die große Nachfrage nach Weiterbildungen in diesem Bereich bei den Kreissportbünden zeige, wie hoch der Bedarf und der Willen bei den Erziehern sei – andererseits müssen Landesprogramme zum Kita-Ausbau finanziell so ausgestaltet sein, dass Kommunen sich ordentliche Turnräume und Geräte auch leisten können. Die Frohburger Stadträtin Mascheck wolle sich im Bundestag nicht nur für eine gerechte Familienpolitik und gegen Kinderarmut stark machen, sondern auch eine laute Stimme dafür sein, dass Städte und Gemeinden mehr Handlungsspielräume haben Bürger zu beteiligen und ins Soziale zu investieren.
Anhang, Antragstext, abzurufen unter: https://spd-leipzig-land.de/unsere-standpunkte

Kita-Sport ernst nehmen!

Der SPD-Kreisparteitag am 10.07.2021 hat mehrheitlich den Antrag „Kita-Sport ernst nehmen!“ beschlossen:

„Der Kreisparteitag des SPD-Kreisverbandes Leipzig möge beschließen und an den Landesparteitag der SPD-Sachsen und die SPD-Fraktion im Sächsischen Landtag weiterleiten:

Die SPD im Kreisverband Leipzig und besonders ihre parteigebundenen Kommunalpolitiker*innen bekennen sich zum Konzept der „Bewegten Kita“ und setzen sich innerhalb ihrer jeweiligen Mandate dafür ein, dass sportliche Betätigung als Schlüsselbaustein für eine gesunde Lebensweise bereits im Kindergartenalter für alle einkommensunabhängig gewährleistet werden kann.

Bei Neubau und Sanierungen von Kindertagesstätten in den Städten und Gemeinden des Landkreises Leipzig soll darauf geachtet werden, dass angemessene Indoor- und Outdoor-Sportmöglichkeiten bauliche Berücksichtigung finden und dass bei der Vergabe von Ausstattungen für Kindertagesstätten Sportgeräte (wie z.B. Turnmatten, Turnbänke, Bälle, etc.) und sportpädagogische Hilfsmittel Berücksichtigung finden. Wo dies kurz- bis mittelfristig nicht möglich ist und es die örtlichen Gegebenheiten anbieten, sollen die Hallenbelegungspläne den Kita-Sport mitdenken.

Bei der Erstellung von neuen Sportstättenkonzepten der jeweiligen Städte und Gemeinden soll nicht nur der Bedarf des Schul-, Vereins- und unorganisierten Sports ermittelt und begegnet werden, sondern auch der des Kita-Sports.

Die „Bewegte Kita“ muss ein Selbstanspruch für das Sportland Sachsen werden.
Landes-Kita-Sanierungs-/ und Neubauprogramme sollen zukünftig mehr Mittel
bereitstellen, um angemessene Indoor- und Outdoor-Sportanlagen in Kindertagesstätten zu erbauen bzw. zu reaktivieren. Ziel des Freistaates und Sportlandes Sachsens muss es sein, dass jede Kita über einen mit Grundgeräten ausgestatteten Turnraum verfügt und jede Kita-Außenanlage ein angeleitetes Sporttreiben ermöglicht.

Neben den fehlenden räumlichen Voraussetzungen scheitert der Kita-Sport oftmals am mangelnden sportpädagogischen Wissen der Erzieher*innen. Die große Nachfrage bspw. bei den Kreissportbünden nach Weiterbildungen im Kita-Sport zeigen jedoch, dass die sächsischen Erzieher*innen sehr wohl an einer Erweiterung ihres Wissensschatzes interessiert sind. Das Ausbildungscurriculum der zukünftigen Erzieher*innen benötigt daher eine stärkere sportpädagogische Komponente, um grundlegende Übungen zur Erlernung motorischer Fähigkeiten und Fertigkeiten im Kindergartenalter anleiten zu können.

Begründung:

Jedes Kind hat ein Recht auf ein gesundes Aufwachsen sowie ein Recht auf Bildung und Bewegung.

Unzählige Vereine bieten im Kindersport bereits im Vorschulalter die ersten Sportangebote an, um Kinder langfristig an eine Sportart zu binden, ihren Teil zur gesamtheitlichen Erziehung beizutragen, aber auch um den gesellschaftlichen Bewegungsmangel auszugleichen. Diese Sportvereine, aber auch die Lehrer*innen an unseren Grundschulen stellen fest, dass die Kinder der heutigen Zeit immer weniger
grundlegende bewegungsmotorische Fähigkeiten und Fertigkeiten aus der Vorschulzeit und aus dem Elternhaus mitbringen, welche im Vereins- und Schulsport weiter ausgebaut werden könnten.

Das Ehrenamt im Sportverein und die heute schon überfüllten Kindersportgruppen
können dies nicht allein stemmen – hierbei handelt es sich um eine gesamtgesellschaftliche (besonders hinsichtlich des Elternhauses) und vor allem eine staatliche Aufgabe (um allen Kindern ähnliche Startvoraussetzungen mitzugeben). In der Sportstättenplanung in den Kommunen aber auch auf Landesebene wird jedoch der Kita-Sport ebenso stiefmütterlich behandelt, wie eine adäquate Aus- und Weiterbildung für Erzieher*innen.

Als Gesellschaftspartei muss es sich die SPD zur Aufgabe machen, dass jede*r Schulanfänger*in einen Purzelbaum oder vielleicht sogar eine ordentliche Rolle vorwärts, Armkreisen vorwärts und rückwärts, einen richtig ausgeführten Hampelmann und einen Ball werfen sowie fangen kann.“